Soziales und Kultur
Wir stehen für offenes und respektvolles Gaming ohne Ausgrenzungen und Diskriminierungen ein. Spiele sollen Spaß machen – für alle.
Spaß wird gerade in Online-Games leider dadurch gemindert, dass in der Hitze des Gefechts der Sportsgeist abhanden kommt und Teammitglieder toxisch werden. Ein respektloser Umgang ist online wie im echten Leben nicht okay. Besonders betroffen von Ausgrenzung oder unangebrachten Kommentaren sind Frauen*, PoC und andere queere Minderheiten. Aber auch Altersdiskriminierung, Ableismus und Klassismus finden online leider regelmäßig statt. Für die Betroffenen schafft das ein toxisches und einschüchterndes Umfeld, welches sie von Gaming abhält oder sie sich nicht trauen, mit anderen zu kommunizieren. Wir nehmen das als großes Problem im Gaming wahr und wollen uns aktiv für Lösungen einsetzen, um “Gaming is for everyone” zur Realität zu machen. Für große Online-Games fordern wir eine Pflicht für Report-Systeme und fallbezogene behördliche Zusammenarbeit – perspektivisch wäre es für uns denkbar, Report-Systeme mit der BundID zu vereinen, um das Erstellen neuer Accounts zur Penalty-Umgehung zu unterbinden. Eine Klarnamenspflicht sowie erweiterte Befugnisse für Sicherheitsbehörden lehnen wir in diesem Kontext jedoch ab, um unnötige Grundrechtseingriffe zu verhindern.
Wir finden es super, wie in Games viele verschiedene Personen und Kulturen zusammenkommen und voneinander lernen können. Wer sich als Gamer:in bezeichnen möchte, ist jede und jedem selbst überlassen. Ein Gatekeeping basierend auf Spiele- und Plattform-Präferenzen lehnen wir ab. Für Entwickelnde ist es wichtig, darauf zu achten, kulturelle und persönliche Hintergründe möglichst vorurteilsfrei zu repräsentieren. Dafür finden wir es grundsätzlich wünschenswert, wenn sich Entwickelnde mit den darzustellenden Kulturen, Personen und Themen im Vorfeld auseinandergesetzt und eine offene Kommunikation hochgehalten wird
Games sind Teil des Lebensmittelpunkts vieler Menschen. Wir sehen viel Verantwortung bei Entwickelnden, damit respektvoll umzugehen. Deshalb stehen wir “Dark Patterns”, also Game Design Patterns, die potentiell suchtfördernd sind, kritisch gegenüber. Für uns gilt es, eine gesunde Balance zwischen Aktivitäten im echten Leben, etwa Freundschaften und sportlicher Betätigung, und denen des digitalen Lebens zu finden und hervorzuheben, als auch für die Suchtgefahren zu sensibilisieren. Suchtprävention und die Stärkung von Beratungsstellen im Gaming-Kontext sind für uns daher von Bedeutung.
Games sind in der Gesellschaft lange angekommen, im Veranstaltungsbereich bekommen sie in Form von E-Sport aber leider von den Verantwortlichen nicht die nötige Aufmerksamkeit. Da E-Sport ähnliche Strukturen zu anderen Sportveranstaltungen aufweist, finden wir es wichtig, E-Sport als gemeinnützigen Sport anerkennen zu lassen, da so viele Probleme, die es aktuell gibt, mit gelöst werden könnten.
Games sind Kulturgut. Deshalb werden Games mittlerweile auch in vielen Bibliotheken ausgestellt. Diese Kulturgüter sollen erhalten bleiben. Wart ihr auch traurig, als die Stunden von Club Penguin gezählt waren und ihr keinen Zugriff mehr auf das Spiel hattet? Deshalb setzen wir uns für eine höhere Langlebigkeit von Spielen ein – dazu zählt, dass Online-Spiele Offline-Modi mindestens gegen Ende des Lebenszyklus anbieten sollen. Außerdem wollen wir uns dafür einsetzen, dass Games als Kulturgut breiter zugänglich werden – etwa indem mehr kulturell und pädagogisch wertvolle Games gefördert und kostenlos zugänglich werden, sowie einfacher auffindbar werden, damit sie ihre gesellschaftliche Wirkung besser entfalten können.
Wirtschaft
Trotz enormer Gaming-Community und entsprechenden Verkaufszahlen, liegt die deutsche Videospielproduktion im europäischen und internationalen Vergleich weit zurück. Damit diese wachsen kann, bedarf es allerdings der notwendigen digitalen Infrastruktur.
Deswegen ist unser Bestreben, die Digitalisierung voranzutreiben, um die deutsche Gamesbranche zu stärken. Dies würde gerade im Zeitalter der remoten Produktions-Studiosbefähigen, sich in Deutschland niederzulassen, und auch weniger Fachkräfte abzuschrecken, dieauf stabilen Internetzugang angewiesen und Digitalisierung gewohnt sind.
Durch große Studios werden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern die notwendige Expertise, die die Gründung neuer Studios ermöglicht, ins Land geholt. Wir wünschen uns bessere Wettbewerbsbedingungen auch für große Studios.
Hinsichtlich Gründungen setzen wir uns insgesamt für die Erleichterung der Bedingungen ein, da es aktuell komplizierter ist, als nötig. Die unübersichtlichen und unsicheren Fördermöglichkeiten bereiten angehenden Studios Schwierigkeiten, wie es bei dem unvorhersehbaren Antragsstopp deutlich war. Allerdings sehen wir nicht nur im Kontext der Verlässlichkeit auf Unterstützungen Handlungsbedarf, sondern auch dabei, dass ein großer Teil der Gelder bei AAA-Studios landet. Wir setzen uns deswegen für klare und transparentere Förderungen sowie die Aufstockung der Bundesförderung auf mindestens 125 Millionen € ein, während wir uns für größere Studios Steuererleichterungen anstelle der Fördermittel wünschen, die dabei helfen sollen, Deutschlands Gamesbranche international aufholen zu lassen.
Weiterhin können sich die Ansprüche der Bundesländer bei der Antragstellung stark unterscheiden, was das Branchenwachstum stark beeinflussen kann. Deshalb sollte die Antragstellung über die Bundesländer vereinheitlicht und vereinfacht werden, um die Transparenz der Möglichkeiten zu verbessern. Uns ist wichtig, dass die Förderbedingungen so angepasst werden, dass eine gerechte Aufteilung zwischen großen und kleinen Studios anhand des tatsächlichen Bedarfs ermöglicht wird.
In den letzten Jahren ist häufiger auf schlechte Arbeitsbedingungen in der amerikanischen, aber auch deutschen Gamesbranche aufmerksam gemacht worden. Neben unbezahlten Überstunden und hartem Crunch wurde auch von Missbrauch am Arbeitsplatz berichtet. Um die Arbeitsbedingungen in der Gamesbranche zu verbessern, könnten Gewerkschaften eingreifen, die es in der relativ neuen Branche bisher allerdings nicht in größerer Form gibt. Dank mittlerweile genügend großer und geregelter Arbeitsumfelder, wird es allerdings Zeit hier mit dem Organizing nachzuziehen. Wir unterstützen die Ambitionen zur Gründung von Gewerkschaften in der Gamesbranche, um faire Arbeitsbedingungen zu garantieren.
Nachhaltigkeit
Eine gesunde Umwelt ist unser aller Lebensgrundlage. Um unsere Erde zu erhalten, muss sich die Games-Branche anpassen und im Rahmen der planetaren Grenzen wirtschaften.
Videospiele unterliegen einem hohen Druck, immer opulentere und grafisch aufwändigere Werke hervorzubringen, um Kaufanreize zu schaffen. Dadurch steigt jedoch auch der Rechenaufwand und die Anforderungen an die Hardware. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit den verwendeten Ressourcen sollten Hardware-Standards verfolgt werden, um dadurch die Reparierbarkeit und auch die Lebensdauer der Hardware zu erhöhen. Wir wünschen uns eine bessere Umsetzung der Kreislaufwirtschaft.
Wir setzen uns dafür ein, dass bei der Entwicklung von Spielen mehr Wert auf effiziente Entwicklungsprozesse und Algorithmen gelegt wird. In diesem Kontext lehnen wir die Verwendung von Blockchain-Technologie in Games ab, da diese keinen Anwendungsfall hat, dernicht mit anderen Technologien effizienter und damit energiesparender umgesetzt werden kann. Außerdem befürworten wir eine transparente Auskunft über die Energieeffizienz und das Angebot von Energiesparoptionen in Spielen. Dadurch werden User*innen für die Problematiksensibilisiert und ihnen Möglichkeiten zum selbstbestimmten Umgang mit dem Medium eingeräumt.
All diese Punkte könnten Teil eines Nachhaltigkeitssiegels werden, durch das Videospiele und Konsolen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards ausgezeichnet werden. Dies ermöglicht Verbraucher*innen, eine informierte Kaufentscheidung treffen zu können und sich für nachhaltige Entwicklungen zu entscheiden. Perspektivisch könnte dieses Siegel an Förderungen gebunden werden und die Kosten über die Förderstrukturen übernommen werden.
Digitale Rechte
Keep the politics in my game. Games sind nicht getrennt von Politik. Wir wollen mehr Aufmerksamkeit darauf lenken – ein großer Teil davon sind digitale Rechte.
Videospiele sind ein digitales Medium und spielen eine wichtige Rolle im digitalen Raum. Wir wollen jedem Menschen ermöglichen, an diesem Kulturgut zu partizipieren. Dazu braucht es jedoch auch die nötige Netz-Infrastruktur sowie einen Zugang zu den notwendigen technischen Geräten. Daher fordern wir ein Recht auf schnelles Internet, das Netzbetreiber dazu verpflichtet, auch in weniger dicht besiedelten Regionen entsprechende Anschlüsse zur Verfügung zu stellen.
Der digitale Raum birgt für Nutzer*innen auch Risiken. Viele Hersteller versuchen durch sogenannte “Dark Patterns” ein Suchtverhalten bei Spielerinnen auszulösen. Ein häufig genutztes Dark Pattern sind Lootboxen, die in der Kombination mit Echtgeldkäufen ein lukratives Geschäftsmodell darstellen. In der Praxis führt dies jedoch dazu, dass ein großer Teil des Umsatzes der Unternehmen auf einzelne, sehr anfällige User*innen entfällt. Wir stehen diesem Geschäftsmodell in Videospielen daher grundsätzlich kritisch gegenüber. Außerdem fordern wir, Videospiele mit Lootboxen mit einer höheren Alterseinschränkung (16/18) zu versehen, sowie eine transparente Aufschlüsselung der Gewinnchancen für bestimmte Items. Auch soll es eine Pflicht für Hersteller geben, Echtgeldkäufe und Elemente der sozialen Interaktion in der Vermarktung anzugeben.
Auch in anderen Bereichen haben Videospielentwickler eine große Verantwortung. Eingesetzte Software, um Piraterie und Cheats in Spielen vorzubeugen, kann Einschnitte in Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte bedeuten und das Erlebnis der Nutzer*innen einschränken. Wir setzen uns daher dafür ein, dass Gesetze im Bereich Datenschutz in Videospielen konsequent durchgesetzt werden. Weiterhin muss gesetzliche Klarheit geschaffen werden, dass das Identifizieren und Melden von Sicherheitslücken durch Hacker*innen (Ethical Hacking) in einem verantwortlichen Verfahren niemals unter Strafe gestellt sein darf.
Das Thema AI ist neu, aber nicht zu ignorieren und verunsichert gerade Künstler*innen weltweit, die die Entwicklungen im Image-Generations-AI-Bereich verfolgen. Wir stehen dabei auf der Seite der Schaffenden und fordern neben einem zügigen Update des Urheberrechts im Bezug auf Datenverarbeitung in LLMs und klaren Regelungen im Umgang mit eben solchen auch, dass der Einsatz von AI einfach einsehbar gekennzeichnet werden muss. Spielende sollen klar erkennen und entscheiden können, ob sie Studios unterstützen möchten, die sich derartiger Technologien bedienen, ähnlich den Herstellungsorthinweisen analoger Produkte, wie Kleidung oder Maschinen.
Bildung
Mit dem Grundrecht auf Internetzugang sind Videospiele so zugänglich wie soziale Medien geworden. Und wie andere Medien, haben auch Videospiele Einfluss auf ihre Konsumenten, dem sie sich nur dann wirklich bewusst sein können, wenn sie dafür sensibilisiert wurden.
Entsprechend setzen wir uns dafür ein, dass sie denselben kulturellen Stellenwert wie andere Medien erhalten und die entsprechende Medienkompetenz gefördert wird. Dafür sollte das Medium “Spiel” neben Filmen und den verschiedensten Literaturformen in den regulären Lehrplan aufgenommen werden. Durch die bewusste Behandlung und Analyse von Spielmechaniken kann die Auswirkung auf das eigene Verhalten erkannt und der kritische Umgang gefördert werden. Neben Fragen wie die Darstellung von Gewalt und geschichtlichen Kontexten die Wahrnehmung von Spielenden verändert, muss allerdings auch auf über die Inhalte hinausgehende Gefahren im erweiterten Spielekontext hingewiesen werden: Themen wie Cybermobbing, die Gefahr durch Pädokriminelle, Hacking und welchen Schaden die Weitergabe von Passwörtern anrichten kann. Gerade junge Menschen, die ihre ersten Schritte in den digitalen Raum wagen, wie auch weniger technikaffine Leute, die sich erstmals mit Spielen auseinandersetzen, sind sich solcher Risiken kaum bewusst.
Um die wirtschaftliche Stärkung der deutschen Spieleindustrie voranzutreiben, setzen wir uns natürlich auch dafür ein, entsprechende Ausbildungen in der Gamesbranche zu erleichtern. Entsprechend muss das Studienangebot im Gamesbereich ausgeweitet werden, um den nötigen Fachkräften Entwicklungsraum zu bieten.
Allerdings sehen wir nicht nur Nachholbedarf, was es die inhaltlichen Bildungsmöglichkeiten angeht, sondern auch eine Chance, diese für mehr Menschen zugänglicher zu machen. Wie in vielen Branchen üblich, könnten Schulen und Behörden durch die Gamification passender Inhalte und Prozesse profitieren. Dafür streben wir die Entwicklung und Ausgabe eines Leitfadens zur Anwendung spielerischer Prozesse an, die es erleichtern soll, unterschiedliche Themen umzusetzen. Gut umgesetzte Gamification hat dabei den Vorteil, zur aktiven Auseinandersetzung mit den Inhalten zu motivieren, was in besserem und längerfristigem Verständnis mündet.
Hinweise zur Mitarbeit
Wir verstehen diese Seite als lebendes Dokument und wollen damit mit der Zeit gehen und auf neue Entwicklungen reagieren. Daher wird es weiterhin möglich sein, Änderungsanträge einzubringen, dann auf unseren Mitgliederversammlungen verhandelt werden.
Wenn ihr einen Änderungsantrag stellen wollt, könnt ihr das ganz einfach im Thread „Änderungsanträge zum Positionspapier“ auf unserem Discord Server tun. Der genaue Prozess wird dort erklärt.